Pico del Teide: Erdbebenserie auf Teneriffa: Steht Spaniens höchster Vulkan vor dem Ausbruch?
Eine Serie von Erdbeben erschüttert den Pico del Teide, Spaniens höchsten Vulkan. Forschende beobachten neben einer erhöhten Seismizität auch Gasausstoß. Steht ein Ausbruch bevor?
Eine Serie von Erdbeben erschüttert den Pico del Teide, Spaniens höchsten Vulkan. Forschende beobachten neben einer erhöhten Seismizität auch Gasausstoß. Steht ein Ausbruch bevor?
Die Kanaren und der Vulkanismus sind untrennbar miteinander verbunden: Submarine Vulkanausbrüche haben die Inselgruppe im Atlantik einst vor Jahrmillionen geformt, erkaltete Lava prägt bis heute ihr schroffes Gesicht. Noch immer ragen steile Vulkankegel aus der mondartig anmutenden Landschaft – und noch immer brodelt es unter einigen von ihnen.
Nachdem der Cumbre Vieja auf La Palma zwischen September und Dezember 2021 ganze 85 Tage lang Lava und Asche spuckte, 3000 Gebäude zerstörte und 7000 Menschen in die Flucht zwang, blicken Forschende derzeit gespannt auf den Pico del Teide auf Teneriffa. Der 3715 Metern hohe Vulkan, Spaniens höchster Berg, war zuletzt im Jahr 1909 ausgebrochen und wird aktuell erneut von einer Serie von Erdbeben erschüttert: Erst bebte am 22. Januar die Erde in drei bis 13 Kilometern Tiefe bei Vilaflor, einem Ort am Fuße des Teide, mit Magnituden zwischen 0,6 und 1,5 auf der Richterskala. Dann kam es lokalen Medien zufolge am 3. und 5. Februar zu weiteren Beben mit Magnituden über 1, diesmal in der Nähe des Vulkangipfels.
Angesichts der jüngsten Erdbeben tagte Ende Januar der Wissenschaftliche Ausschuss für die Bewertung und Überwachung vulkanischer Phänomene der kanarischen Inseln (CCES). Und meldete anschließend in einer Mitteilung der Regionalregierung der Kanaren, dass der Vulkan Teide "geophysikalische Aktivitäten aufweist, die durch erhöhte Seismizität, geodätische Verformungen und Gasausstoß gekennzeichnet sind". Wichtige Indikatoren wie seismische Schwärme, Bodenverformungen und Schwankungen bei den Gasemissionen deuten nach Ansicht des Komitees auf einen zunehmenden Druckanstieg im hydrothermalen System unter dem Schichtvulkan hin.
Der Teide wacht auf und bricht eines Tages aus, da sind sich Forschende relativ sicher. Die Frage ist nur: Wann?
Submariner Vulkanismus deutet sich an
Der Geologe Ulrich Schreiber verfolgt die Bebenstatistik und die Veränderung der Gasaustritte am Teide täglich. Von einer momentanen Bedrohung geht der emeritierte Professor für Allgemeine Geologie an der Universität Duisburg-Essen nicht aus, in den vergangenen drei Tagen wurden relativ wenige Beben gemessen. "Das ändert sich aber, wenn wir uns die vergangenen 15 oder 90 Tage anschauen. Es ergeben sich gut sichtbare große Cluster für die Teide-Region und den Bereich zwischen Teneriffa und Gran Canaria", sagt Schreiber. "Bei Letzterem wird es wohl in nächster Zeit submarinen Vulkanismus geben."
Gänzlich ungewöhnlich sei die Bebenserie am Teide bislang noch nicht: In der Anhäufung von Schichten aus Lava und Asche kommt es durch Setzung immer wieder zu internen Spannungen. Diese würden durch kleinere Beben gelöst, wenn Gase durch den Vulkankomplex aufsteigen. Meist liegen diese in mehr als zehn Kilometer Tiefe. "Wenn Beben in größeren Tiefen stattfinden, ist eher mit Magmenbewegungen zu rechnen", sagt Schreiber. Durch jedes Beben könnten außerdem neue Aufstiegswege entstehen, die dann auch den Aufstieg von Magmen begünstigen könnten. Wenn es Beben über Magnitude 3 gebe und das Hypozentrum tiefer liege, sollte man vorbereitet sein, sagt Schreiber.
Ausgeschlossen ist ein Ausbruch des Teide deshalb auch in näherer Zukunft nicht. Sicher vorhersagen lässt er sich allerdings erst, wenn die Beben und der Austritt heißer Gase extrem zunehmen und sich der Berg aufwölbt. Aber auch dann könne es sein, dass sich in der Tiefe am Rand der Insel ein Spalt auftue, aus dem Lava austreten und den Vulkan so entlasten könne, sagt Schreiber: "Sicher ist nur, dass man nichts hundertprozentig vorhersehen kann.“ Das Warten geht weiter.