Bundestagswahl: „Wir stehen für Werte“: Konzernchefs fordern Politikwechsel
Gemeinsam positionieren sich die Chefs der Deutschen Bank, Siemens und Mercedes zu den Diskussionen um Diversität und Einwanderung – und verteidigen dabei Friedrich Merz
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Gemeinsam positionieren sich die Chefs der Deutschen Bank, Siemens und Mercedes zu den Diskussionen um Diversität und Einwanderung – und verteidigen dabei Friedrich Merz
„Wir beobachten eine massive Zunahme nationalistischer und fremdenfeindlicher Tendenzen mit zum Teil extremistischen Positionen“, sagt Siemens-Chef Roland Busch gleich zu Beginn des Termins. „Wir sehen eine Verschiebung des politischen Spektrums. Dies könnte zu einer Erosion unserer demokratischen, sozial-marktwirtschaftlichen Werte führen.“ Ein kritischer Punkt sei nun erreicht, vielleicht sogar überschritten.
Busch wählt deutliche Worte, um über die aktuelle politische Situation zu sprechen. Gemeinsam mit Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, und Mercedes-Benz-CEO Ola Källenius stellt er am Donnerstagmorgen eine Kampagne vor: Mehr als 40 deutsche Unternehmen und Organisationen haben sich hinter dem Motto „Wir stehen für Werte“ versammelt. Wie schon vor der Europawahl setzen sie sich jetzt vor der Bundestagswahl erneut für Vielfalt, Offenheit und Toleranz ein.
NL Die WocheDoch seit der Wahl zum EU-Parlament hat sich der Kontext verändert, in dem sich die Unternehmenschefs positionieren. In den Monaten seit der Wahl von Donald Trump konnte man in den USA einen erstaunlichen Wandel erleben: Immer mehr Firmen und Unternehmenschefs distanzierten sich überdeutlich von ihren bisher hochgehaltenen Werten und Maßnahmen für mehr Vielfalt in der Belegschaft. Plötzlich loben sie die rechten Positionen des Republikaners, für den Diversität ein Schimpfwort ist. Das gilt auch für CEOs, die im Wahlkampf noch die Demokraten unterstützten.
Mit diesem Wandel in den USA kam auch in Deutschland die Frage auf: Wie stark stehen deutsche Unternehmen eigentlich hinter dem, was sie in den letzten Jahren vertreten haben? Werden sie ihre Haltung bewahren – auch wenn sich die politische Stimmung verändert?
„Das galt gestern, das gilt heute und wird auch morgen gelten“
Sewing, Källenius und Busch zeigten in dem Pressegespräch zumindest, dass erst mal kein Rollback in ihren Unternehmen zu erwarten ist. Vor allem, das betonen alle drei, weil sie daran glaube, dass Diversität zu wirtschaftlichem Erfolg führt. Källenius erwähnt die Studienlage, in der sich zeige, dass diverse Teams erfolgreicher arbeiten, und sagt: „Das galt gestern, das gilt heute und wird auch morgen gelten.“
Angesprochen auf die Zuwanderungsdebatten der vergangenen Wochen, stellen sich die Unternehmenschefs hinter Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Källenius fordert zwar, dass die deutsche Wirtschaft Zuwanderung brauche, sagt aber auch: „Illegale Immigration ist nicht das gleiche, wie Fachkräfte für das Land zu gewinnen.“ Man glaube Merz, wenn er sage, dass er nicht mit der AfD zusammenarbeiten werde und halte das auch für richtig. Deswegen fordern die CEOs die Parteien der Mitte auf, „an einem Strang ziehen, um eine Lösung für Deutschland zu finden“.FT Amerikas Unternehmen Musk
Die Konzernchefs nutzen die Möglichkeit auch, um wirtschaftspolitische Forderungen für die nächste Bundesregierung loszuwerden. So fordern sie unter anderem die Senkung der Unternehmenssteuern, Deregulierung und Investitionen in die Infrastruktur. Sewing begründet die Verknüpfung so: „Stabile Demokratie braucht Wachstum. Aber Wachstum kann auch nur dann funktionieren, wenn man eine stabile Demokratie haben.“