Lidls verspäteter Scan-&-Go-Test in Deutschland: Lohnt sich das noch?

Mit jahrelanger Verzögerung probiert nun auch Lidl Scan & Go in Deutschland aus. Die Handelskette setzt dabei auf eine enge Verknüpfung mit der Lidl-Plus-App und SB-Kassen – zu einer Zeit, in der andere die Funktion bereits wieder aufgegeben haben. Der Beitrag Lidls verspäteter Scan-&-Go-Test in Deutschland: Lohnt sich das noch? erschien zuerst auf Supermarktblog.

Feb 5, 2025 - 11:25
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Lidls verspäteter Scan-&-Go-Test in Deutschland: Lohnt sich das noch?
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Lidl trifft Vorbereitungen für einen Start seiner Scan-&-Go-Funktion: Während im niederländischen Markt bereits seit einiger Zeit getestet wird, hat man den Test inzwischen auch auf Deutschland erweitert – wo allerdings viele Konkurrenten die Funktion schon wieder zurückgefahren oder eingestellt haben. Scan & Go ist – wenig überraschend – an die Nutzung der Lidl-Plus-App gekoppelt. Dort steht die „Scan & Go“-Funktion prominent im oberen Schnellstart-Menü, direkt zwischen „Rabattsammler plus“ und „Partnervorteilen“.

Auf der Startseite in der App verspricht der Händler:

„Scan & Go, so entspannt geht Einkaufen heute. Einfach in deinem Tempo einkaufen. Überblick über deinen Einkauf bewahren. Superschnell ohne Auspacken bezahlen.“

Screenshot: Lidl

Um loszulegen, muss zunächst ein Check-in in der Filiale erfolgen. Dies geht entweder durch Scannen eines QR-Codes im Eingangsbereich oder – falls der App die entsprechende Berechtigung erteilt wurden – automatisch per Standortfreigabe. Wenn das nicht klappt, fragt die App:

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„Sind Sie in einem Geschäft mit Scan&Go? Sie können nur einchecken, wenn Sie sich in einem Geschäft mit Scan&Go befinden.“

Und bei gescheiterter Standortidentifizierung:

„Wir konnten den Laden nicht finden. Bitte verwenden Sie den QR-Scanner als alternative Methode.“

Die Scan-&-Go-Filiale muss als „Heimatfiliale“ in der App hinterlegt sein. Der erneute Check-in bei jedem Einkauf ist laut Lidl notwendig, um aktuelle Preise und Rabatte zu synchronisieren.

Preisschilder mit Barcodes

Beim Einkauf gibt es verschiedene Möglichkeiten, Artikel mit Scan & Go zu erfassen. Verpackte Waren werden ganz klassisch über den Barcode gescannt. Bei losem Obst und Gemüse müssen Gewichtsartikel selbst gewogen und der ausgedruckte Barcode gescannt werden. Lidl weist darauf hin, dass das Etikett bis zum Ende des Einkaufs aufbewahrt werden soll.

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Stückartikel wie einzelne Äpfel oder frische Backwaren lassen sich über spezielle Scan-&-Go-Codes an den elektronischen Preisschildern erfassen. Falls die App einen Barcode mal nicht erkennt, können Artikelnummern auch manuell eingegeben werden. (Was allerdings eher umständlich und wenig bequem ist.)

Auch Pfand wird digital integriert: Über den Scan eines QR-Codes am Pfandautomaten und die Option „Digitaler Pfandbon“ (mehr dazu: siehe Supermarktblog). Altersbeschränkte Artikel wie Alkohol und Zigaretten können ebenfalls erfasst werden; hier soll die Alterskontrolle später beim Bezahlen durchs Kassenpersonal erfolgen.

Lidl-Plus-Coupons werden in Echtzeit berücksichtigt, sobald alle Voraussetzungen erfüllt sind.


Koppelung an die SB-Kasse

An der SB-Kasse angekommen, tippen Kund:innen in der App auf „Kasse“ und folgen den Anweisungen. Der digitale Warenkorb wird über einen QR-Code an die Kasse übertragen, wo dann die bevorzugte Zahlungsmethode gewählt werden kann. Auch nach der Übertragung können noch weitere Artikel an der SB-Kasse hinzugefügt werden.

Nicht alle Artikel lassen sich über Scan & Go erfassen. Gutschein- und Prepaidkarten müssen separat an der SB-Kasse gescannt werden. Auch beim Sodastream-Zylindertausch gibt es Einschränkungen: Während neue Zylinder nach Rücksprache mit dem Kassenpersonal gekauft werden können, ist ein Umtausch nur an der regulären Kasse möglich.

Laut „Retail Optimiser“ sei man von dem ursprünglichen Vorhaben, bei Scan & Go auch eine Online-Bezahlung in der App anzubieten, „wegen des erhöhten Risikos des Diebstahls von Waren wieder abgekommen“.

Die Koppelung an die SB-Kasse ist einerseits praktisch, weil dann alle dort verfügbaren Zahlarten zur Verfügung stehen; auch dürfte es deutlich praktischer sein, Artikel nachzuscannen, die von der App nicht erfasst werden wollten. Gleichzeitig sind Scan-&-Go-Kund:innen beim Einkaufsabschluss aber natürlich auch davon abhängig, zügig an eine freie SB-Kasse zu kommen, die nicht gerade besetzt oder defekt ist.

Separate Kassenaufsicht notwendig?

Interessant ist der Scan-&-Go-Test auch vor dem Hintergrund, dass Lidl seine SB-Kassen zuletzt mit sichtbarer Videoüberwachung ausgestattet hat: Über dem Scanfeld zeigt ein Bildschirm Kund:innen in Echtzeit, wie sie beim Scannen gefilmt werden – eine unmissverständliche Präventionsmaßnahme gegen Diebstahl und absichtlich falsches Scannen. Diese Form der Kontrolle ist beim Smartphone-Scanning während des Einkaufs natürlich nicht möglich.

Mancherorts installiert Lild Videokameras direkt über den SB-Kassen und blendet das Bild auf dem Screen für Kund:innen ein; Foto: Smb

Fraglich ist auch, wie sehr die deswegen vermutlich durchgeführten regelmäßigen Warenkorbüberpüfungen den Gesamtablauf in der Kassenzone stören und verzögern werden.

Zumindest in Berliner Filialen arbeitet Lidl bislang nicht mit einer separaten SB-Kassenaufsicht – die bei hoher Scan-&-Go-Frequenz aber wohl ratsam wäre, um die reguläre Kassenkraft nicht zu überfordern (und bei deren regelmäßiger Ablenkung der Diebstahl an der regulären Kasse erleichtert würde).

Wettbewerber haben Scan & Go zurückgefahren

Lidls später Test von Scan & Go kommt zu einer Zeit, in der viele Handelsketten ihre Kassenzone vor allem durch klassische Self-Checkout-Lösungen modernisieren. Das zusätzliche Smartphone-Scanning während des Einkaufs scheint für die meisten Händler keine Priorität mehr zu haben.

Penny testete Scan & Go in Deutschland erstmals 2019 (siehe Supermarktblog) und rollte die Funktion auf mehrere deutsche Filialen aus (siehe Supermarktblog); zwischenzeitlich gab es sogar Handscanner in den Läden (siehe Supermarktblog). Bereits vor einiger Zeit wurde Scan & Go aber wieder eingestellt. Auf Supermarktblog-Anfrage erklärt ein Penny-Sprecher:

„Über die Zeit hat sich herausgestellt, dass diese Variante von einer vergleichsweise kleinen und kaum wachsenden Kundengruppe genutzt wurde.“

Penny hat seine Scan-&-Go-Bemühungen wieder eingestellt; Foto: Smb

Derzeit fokussiere man sich auf die Etablierung der neuen Sparmöglichkeiten in der Penny-App.

„In diesem Sinne vermeiden wir durch diesen Schritt ‚unnötige‘ Komplexitäten in der App. Das Angebot des Self-Check-Out gibt es in mehreren Hundert PENNY-Märkten unverändert. Diesen Service werden wir weiter ausbauen.“

Die Schwester Rewe bietet Scan & Go nach wie vor in ausgewählten Filialen mit SB-Kassen an, per App oder Handscanner.

Umrüstung der Filialen notwendig

Wettbewerber Netto (ohne Hund) testete Scan & Go seit 2020 (siehe Supermarktblog), weitete die Zahl der teilnehmenden Filialen zunächst aus und ermöglichte es Kund:innen sogar, „komplett mobil“ zu zahlen: Die App generierte daraufhin einen digitalen QR-Code für den Auslass an der Ausgangsschranke. In den meisten Märkten wurde die Funktion aber ebenfalls wieder eingestellt. Aktuell kann Scan & Go u.a. in einem Markt in der Nähe der Firmenzentrale weiter genutzt werden.

Auch Rossmann hat seinen (überschaubaren) Test mit Scan & Go vor einiger Zeit beendet. Kaufland setzt derweil weiter auf K-Scan für Kaufland-Card-Mitglieder.

Aktuell testet Lidl das System nach Auskünften gegenüber Kund:innen in einer einzigen deutschen Filiale.

Um die Funktion auf andere Märkte mit SB-Kasse ausweiten zu können, müssen diese auf jeden Fall entsprechend ausgestattet sein: Dazu gehören QR-Codes im Eingangsbereich für den Check-in sowie am Pfandautomaten für die digitale Pfanderfassung. Die Obst- und Gemüseabteilung braucht entsprechende Waagen.

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