Handelskonzern: Großaktionär Kretinsky will Metro von der Börse nehmen
Daniel Kretinsky strebt den Rückzug des Großhandelskonzerns Metro von der Börse an. Mit den wichtigsten Altaktionären soll sich der tschechische Milliardär schon verständigt haben
Daniel Kretinsky strebt den Rückzug des Großhandelskonzerns Metro von der Börse an. Mit den wichtigsten Altaktionären soll sich der tschechische Milliardär schon verständigt haben
Der tschechische Milliardär und langjährige Metro-Großaktionär Daniel Kretinsky will seinen Griff um den Düsseldorfer Großhändler weiter festigen und ihn von der Börse nehmen. Der Düsseldorfer Konzern schloss dazu mit Kretinskys Investmentgesellschaft EPGC eine Delisting-Vereinbarung, wie er am Mittwoch mitteilte. EPGC verpflichte sich darin, den Metro-Aktionären ihre Anteilsscheine für jeweils 5,33 Euro abzukaufen. Metro-Aktien gingen am Mittwoch mit 3,80 Euro aus dem Handel. Die Offerte sei eine „einmalige Gelegenheit“ für die Metro-Aktionäre, sich mit einer attraktiven Prämie von ihren Anteilsscheinen zu trennen, erklärte EPGC. Mit den beiden Metro-Großaktionären und -Gründungsgesellschaftern Meridian und Beisheim verständigte sich Kretinsky bereits. Abseits der Börse und ihren kurzfristigen Berichtspflichten könne Metro-Chef Steffen Greubel seine langfristig ausgerichtete Strategie besser umsetzen, sagte Kretinsky.
Der tschechische Milliardär war 2018 bei der Metro eingestiegen und hatte seinen Anteil immer weiter ausgebaut. Aktuell kontrolliert Kretinskys Investment-Vehikel EPGC 49,99 Prozent der Metro-Aktien, Vertreter der EPGC sitzen auch im Aufsichtsrat. Auf die Familien-Gesellschaften Meridian und Beisheim, die gemeinsam handeln, entfallen 24,99 Prozent der Anteile. Sie sind seit 1964 an Metro beteiligt und dienen ihren Anteil Kretinsky nicht an – sie bleiben vielmehr an Bord. „EPGC hat bewiesen, dass sie ein langfristiges strategisches Interesse an dieser Beteiligung hat und die Metro wieder zu altem Erfolg führen will“, sagte Meridian-Vorstand Ralf Ruhrmann.
NL Die WocheRund 25 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz – an diese Aktionäre richtet sich Kretinskys Offerte. Der tschechische Investor ist in der Energiebranche groß geworden und hat sich auch an einer Reihe von Handelsunternehmen in Europa beteiligt – aber auch am deutschen Traditionskonzern Thyssenkrupp. In Frankreich hat sich ein Konsortium unter Kretinskys Führung das Sagen bei der Handelskette Casino gesichert. Beteiligt ist er dort über seinen Investmentarm VESA Equity mit knapp 30 Prozent auch am Elektronikhändler Fnac Darty. An diesem hält auch die deutsche Holding Ceconomy mit ihren Töchtern Media Markt und Saturn Anteile, die ihrerseits aus der Metro hervorgegangen ist.
Metro soll sich auf den Großhandel konzentrieren
Der ehemalige Dax-Konzern Metro hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Schrumpfkur hinter sich gebracht. Die Supermarktkette Real und die Kaufhof-Warenhäuser wurden etwa verkauft, Media Markt und Saturn wurden abgespalten. Mehr und mehr richtete sich der Konzern auf das Geschäft rund um dem Großhandel aus. Der aktuelle Steffen Metro-Chef Greubel will den einst weit verzweigten Konzern auf das Geschäft rund um den Großhandel mit Vertriebskanälen von Internet-Plattformen bis hin zur Belieferung konzentrieren und setzt dabei auf das Geschäft mit Gastronomen und Hoteliers. Er stärkt den Vertrieb und die Belieferung der Kunden und will den Anteil von Eigenmarken ausbauen. Metro ist aktuell mit mehr als 85.000 Mitarbeitern und 623 Märkten in mehr als 30 Ländern aktiv.
Metro hat unter Greubels Regie zwar den Umsatz gesteigert, die Profitablität hinkt aber hinterher. Auch im ersten Quartal 2024/25 stieg der Umsatz, der operative Ertrag stagnierte. Im letzten Geschäftjahr hatte es keine Dividende für die Metro-Aktionäre gegeben, auch im aktuellen Geschäftjahr könnten die Anteilseigner in die Röhre schauen, hatte Greubel angedeutet.Aktien, Gold & Anleihen fürs Depot: So legt man sein Geld sinnvoll an - Capital.de
Kretinsky stellte sich ausdrücklich hinter den Metro-Chef und dessen Umbaupläne. Der Abschied von der Börse sei nun der nächste logische Schritt, erklärte er. Den Beschäftigten versicherte Kretinsky, er werde alle Verträge mit den Gewerkschaften nicht antasten. Das Metro-Management unterstützt den Abschied von der Börse. Gleichzeitig seien Vorstand und Aufsichtsrat aber der Auffassung, dass der von EPGC gebotene Preis das langfristige Wertpotential nicht vollständig widerspiegele. Eine ausführliche Stellungnahme werde folgen. Voraussichtlich im März werde das öffentliche Übernahmeangebot an die Metro-Aktionäre vorgelegt.