Schiedsrichter David Coote: Schnee von gestern

Im vergangenen Jahr fiel der britische Schiedsrichter david Coote in Ungnade. Auf Videos hatte er Jürgen Klopp beleidigt und Kokain konsumiert. Nun hat er sich entschuldigt – und einen inneren Konflikt offenbart.

Jan 31, 2025 - 21:36
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Schiedsrichter David Coote: Schnee von gestern

Über Schiedsrichter heißt es ja, dass sie genau dann am besten seien, wenn sie nicht auffallen. Stimmt das, sieht das Arbeitszeugnis des Engländers David Coote in den letzten Monaten nicht so gut aus. Im Sommer ging erst ein Video von Coote viral, indem der Schiedsrichter Jürgen Klopp und den FC Liverpool beleidigte. Vom Verband wurde er erst suspendiert, im Dezember dann endgültig entlassen. Zu diesem Zeitpunkt kursierte bereits ein zweites Video: Während der EM zeigte ein Clip den Schiedsrichter beim Konsum von Kokain in einem Fifa-Hotel in Deutschland, nachdem er als Vierter Offizieller im Viertelfinale im Einsatz war. Auch der Weltverband suspendierte ihn daraufhin. Wie gesagt: Keine besonders gute, geschweige denn unauffällige Bilanz.

Wofür es jedoch eine Erklärung gibt, wie der Schiedsrichter nun wissen lassen will.

Emotionales Outing

Sechs Wochen nachdem Coote als Schiedsrichter der Premier League offiziell entlassen worden war, brach er in einem Interview mit der Sun nun sein Schweigen. Und entschuldigte sich vielmals für sein Verhalten. Vor allem, dass er Jürgen Klopp für seine deutsche Nationalität verunglimpft habe, tut dem in Ungnade gefallenen Unparteiischen leid. Der Kokainkonsum allerdings, das sei ihm wichtig zu betonen, sei auch die Folge von psychischen Problemen gewesen. Denn: Der ehemalige Unparteiische musste jahrelang seine sexuelle Identität verstecken. Der Sun sagte Coote unter Tränen: "Ich bin schwul und habe lange damit gekämpft, stolz darauf zu sein, ich selbst zu sein."

In seiner Jugend habe er aufgrund von Scham ein niedriges Selbstwertgefühl entwickelt, meint Coote. Hinzu kamen viele verbale Beleidigungen gegen ihn als Schiedsrichter, die "Macho-Welt" des Fußballs habe es ihm nicht einfach gemacht. Erst mit 21 Jahren outete er sich gegenüber seiner Familie, mit 25 Jahren wussten auch seine Freunde Bescheid.

"Eine schreckliche Eigenschaft als Mensch"

Heute bedauert David Coote zutiefst, dass er seine Identität so lange geheim hielt. "Ich habe meine Emotionen als junger Schiedsrichter versteckt und auch meine Sexualität", sagt Coote über die Zurückhaltung, "eine gute Eigenschaft als Schiedsrichter, aber eine schreckliche Eigenschaft als Mensch. Und das hat zu einem Verhaltensmuster geführt." Mit diesem Verhaltensmuster meint er zum Beispiel den Kokainkonsum: ein Bewältigungsmechanismus für den Druck und die Angst, die er verspürte.

Nur mit Hilfe seiner Familie und einer Therapie konnte Coote dem Drogensumpf entkommen. Daher hat er für Fußballer mit ähnlichen Problemen noch einen Rat: "Wenn auch ihr euch quält, dann sucht Hilfe, sprecht mit jemandem", und weiter: "Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen."